Geschichte Weißensees
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Ab 1990
Das Jahr 1990 war geprägt von großen politischen Umwälzungen. Am 23.01.1990 verschaffte sich das Bürgerkomitee Zugang zum Askania – Haus, in dem seit 1953 der Personen- und Objektschutz der Staatssicherheit ihren Sitz hatte. Von hier wurde die reibungslose Fahrt der Staatsführung von Wandlitz nach Berlin-Mitte organisiert. Bei der Begehung wurden Unmengen an unterschiedlichen Uniformen und Waffen gefunden. Das Haus wurde ab 2.11.1990 als Rathaus Weißensee genutzt.
In diesem Jahr begann die erste Reprivatisierung bzw. treuhänderische Verwaltung der Weißenseer Industriebetriebe und damit der Anfang von Entlassungen. Durch den Wegfall der Industriebetriebe stellte die Industriebahn 1993 ihren regelmäßigen Betrieb ein. Allerdings fuhren bis 1997 noch vereinzelte kurze Züge. Befremdlich wirkt in diesem Zusammenhang, dass 1996 noch an der Straße An der Industriebahn ein kompletter beschrankter Bahnübergang neu geschaffen wurde. Heute findet man nur noch an wenigen Stellen Spuren dieser Bahn.
1990 wurden zwei Institutionen gegründet, die heute zu den kulturellen Schwerpunkten Weißensees gehören. Zum einem das Kunst- und Kulturzentrum Brotfabrik, zum anderen das Frei-Zeit-Haus, das der Gaststätte, der im Krieg zerstörten Stadthalle, neues Leben einhauchte.
Die heutige Berliner Allee hatte schon viele Namen. Anfangs schlicht Dorfstraße, 1880 mit der Gründung von Neu-Weißensee wird der Teil auf dem Gutsbezirk in Königschaussee und der Teil im alten Dorf in Berliner Straße umbenannt. Ab 1910 werden beide Straßen zur Berliner Allee zusammengelegt. 1953 wird die Berliner Allee nach dem kurz zuvor verstorbenen Präsidenten der CSSR Klement-Gottwald-Allee benannt. Am 31.8.1991 erfolgt die Rückbenennung wieder in Berliner Allee.
In den letzten Jahren ist Weißensee zu einem bevorzugten Wohnungsneubaustandort geworden. Insbesondere nördlich des Ortskernes Karow wurde auf ehemaligen Ackerflächen das Wohngebiet Karow-Nord errichtet. Durch "Lückenbauten" wurden viele Straßenzüge vervollständigt. Der wirtschaftlichen Umstrukturierung fielen viele Betriebe zum Opfer.
Das Weißenseer Wappen hat eine eigene kuriose Geschichte. 1905 von Alexander Giertz in Zusammenhang beabsichtigten Stadtwerdung entworfen, wurde weder dieses noch das 1912 von Bühring entworfene bestätigt, da „keine Gemeinden sondern nur Städte wappenwürdig seien“. Ungeachtet dessen wurde das Giertzsche Wappen benutzt. Es fand sogar Eingang in den Wappensaal des roten Rathauses. 1992 endlich wurde es durch den Berliner Senat offiziell bestätigt. Nur 8 Jahre später erlosch es durch die Bezirksreform.
Im August 1993 erfolgte im Beisein des Regierenden Bürgermeisters Diepgen auf dem Gelände von Stern Fleisch und Elfe an der Gustav-Adolf- Straße die Grundsteinlegung für die „Bürostadt Weißensee“. Ein Teil der alten Gebäude wurde abgerissen, ein anderer Teil vollständig saniert. Die neuen Gebäude wurden äußerlich den alten Gebäuden angepasst. Die Fertigstellung erfolgte 1997, allerdings scheinen sich die Investoren zu viel davon versprochen zu haben wovon der erhebliche Leerstand zeugt.
Die Straßenbahnlinien 23 u. 24 wurden 1995 erst bis zum Louise-Schroeder-Platz im Bezirk Wedding verlängert. Heute fährt die Straßenbahn, jetzt als M13, weiter bis zum Virchow-Klinikum.
Ende 1996 wurde das 1911 erbaute Kinder– und Säuglingskrankenhaus in der Hansastraße geschlossen. Nach mehreren Ausschreibungen zur Weiternutzung wurde es an Investoren verkauft, die ein wissenschaftliches und medizinisches Gesundheitszentrum errichten wollten. Leider waren das leere Versprechungen und die Gebäude sind inzwischen zu Ruinen verkommen. Nach mehreren Bränden, gerade in der letzten Zeit, werden die Gebäude wahrscheinlich nicht mehr zu retten sein.
Im April 1997 wurde in der Schönstraße die Parkklinik eröffnet. Sie entstand auf dem Gelände des Krankenhauses Weißensee sowie auf dem des 1937 geschlossenen Pferdemarktes. Von dem alten Krankenhaus wurden nicht alle Gebäude abgerissen, ein Teil wird heute als Ärztehaus genutzt. Die Parkklinik hat 350 Betten und ist ein Lehrkrankenhaus der Charite´.
Des Weiteren entstanden 2 neue Wohnanlagen. Auf dem ehemaligen Gelände der Gärtnerei Grille, später des VEG Gartenbau Berlin in der Parkstraße, entstand das neues Wohngebiet „Luisenhof“ sowie das Hotel „Königin-Luise“. Das zweite Quartier wurde auf dem Gelände von Elite-Fleischwaren zwischen Prenzlauer Promenade, Brauhausstraße und Am Steinberg errichtet. Die dort entstanden Wohnungen haben zum Teil sehr spitze Erker und Balkone.
Zwei Platzbenennungen sollten an die Weißenseer Filmgeschichte erinnern. 1999 wurde in der Nähe der alten Filmateliers ein kleiner Platz in Joe-May-Platz benannt. Er drehte zwischen 1916 und 1928 hier in Weißensee 23 Filme. An einen dieser Filme erinnert die zweite Platzbenennung. Nach der Titelfigur von „Das Cabinet des Doktor Caligari“ wurde 2002 die Fläche hier an der Weißenseer Spitze in Caligariplatz benannt.
Am 31.12.2000 endete die Selbständigkeit der Bezirke Prenzlauer Berg, Weißensee und Pankow. Seit dem 01.01.2001 gehören Weißensee, Karow, Blankenburg, Heinersdorf und die Stadtrandsiedlung Malchow zum Großbezirk Pankow. Weißensee ist damit zu einem der 13 Ortsteile des neuen Bezirks Pankow geworden.
Durch Einsparbemühungen im Bezirkshaushalt wurde am 01.07.2003 das Stadtgeschichtliche Museum Weißensee geschlossen. Der Verein Weißenseer Heimatfreunde betrieb das Museum bis zur endgültigen Aufgabe des Museumsstandortes 2007 aber weiter. Seither wird die Geschichtsarbeit in Weißensee ohne Museum durchgeführt.
Das zu DDR-Zeiten beliebte Kreiskulturhaus wurde 2006 geschlossen und fristet seitdem ein ungewisses Schicksal. Mehrere Anläufe zur Weiternutzung oder zum Verkauf scheiterten bisher. Seine Lage direkt an der Berliner Allee wird es aber sicher vor dem Schicksal der völligen Verwahrlosung siehe Kinderkrankenhaus bewahren.
Es entstanden zwei neue Oberstufenzentren in Weißensee. Das OSZ Gastgewerbe in der Buschallee öffnete zum Schuljahr 1999/2000, das OSZ Bautechnik in der Gustav-Adolf-Straße zum Schuljahr 2008/2009. An beiden Stellen wurden die Schulgebäude aus den 70er Jahren abgerissen. Des Weiteren bekam 2011 die Gesamtschule in der Langhansstraße einen großzügigen Erweiterungsbau.
Heute wird Weißensee als beschauliches Wohngebiet und Hort zahlreicher Künstlerateliers geschätzt, die sich nicht zuletzt wegen der berühmten Kunsthochschule Weißensee hier angesiedelt haben. Die kleinstädtische Ruhe in 15 min Entfernung zum Stadtzentrum sorgt für stetigen Zuzug, der aber auch seine Schattenseiten wie steigende Mietpreise mit sich bringt. Der Park am Weißen See, das Naturschutzgebiet „Fauler See“ und der große Jüdische Friedhof sind die bekanntesten Anziehungspunkte.
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