Geschichte Weißensees
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Um 1900
Zwischen 1898 und 1906 wurde in mehreren Etappen die Ruthenbergschen Fabrikanlagen errichtet. Es waren von Werkstätten und Lagerräumen umschlossenen Höfe, die sich zwischen der Langhansstraße und der Lehderstraße, sowie der Behaimstraße und der Roelckestraße erstreckte. Die Mieter bekamen auch Strom, Gas und Wärme geliefert. Man kann sie zu Recht als Vorläufer der heute so gepriesenen Gewerbehöfe bezeichnen. Die einzigen zwei höheren (4-etagigen) Gebäude in der Lehderstr. 16-19 beherbergten eine Goldleistenfabrik.
1901 wird die Straßenbahn, auf elektrischen Betrieb umgestellt, auch die seit 1892 bestehende Zweitlinie, die durch Langhansstraße und Prenzlauer Allee zum Zentrum führt. 1905 erfolgt die Vereinigung des Dorfes Weißensee mit der Landgemeinde Neu-Weißensee zur Gemeinde Weißensee um gemeinsam das Stadtrecht zu beantragen.
Die Bethanienkirche auf dem Mirbachplatz wird 1902 von Kaiser Wilhelm II und Kaiserin Auguste Viktoria eingeweiht. 1906 wurde das Amtsgericht, erbaut "im Stile deutscher Renaissance mit gotischen Motiven", eingeweiht.
Um weitere Industriebetriebe im Norden Berlins anzusiedeln, wurde beschlosssen, eine Industriebahn zu bauen, Sie sollte Friedrichsfelde im Osten mit dem Tegeler Hafen im Westen verbinden und berührte auch Weißensee. Nach ihrer Eröffnung 1908 konnten nun auch Großbetriebe hier tätig werden.
Die Gemeinde erwirbt das Schloss und die Parkanlage mit dem See und machte ihn der Öffentlichkeit zugänglich. Mit der Errichtung des sog. Gemeindeforums am Kreuzpfuhl wurde um 1910 der gewachsenen Kommune ein repräsentatives, parkartig gestaltetes Zentrum gegeben. In dem Gebäude hat der Frei-Zeit-Haus e.V. Frei-Zeit-Haus seine Heimat gefunden. Das Gemeindeforum und die Wohnhäuser Woelckpromenade 2 - 7, auch bekannt unter Munizipalviertel, sind eine auch heute noch anerkannte städtebauliche und architektonische Meisterleistung des Architekten Carl James Bühring.
1910 sucht die Gemeine erneut um das Stadtrecht nach, wird aber wie beim ersten Mal abgelehnt.
Eine leider inzwischen in Vergessenheit geratene Einrichtung ist das 1911 eröffnete 1. Kommunale Säuglings- und Kinderkrankenhaus Preußens, das sich in der Kniprodeallee, der heutigen Hansastraße befindet. Es besaß damals einen eigenen Kuhstall.
Eines der bekanntesten Cafe's in Weißensee, das Milchhäuschen am Weißen See öffnete 1911 als kommunaler Betrieb. Um die Kühlanlage des 1906 gebauten Elektrizitätswerkes zu verdecken, wurde 1912 die Seebrücke erbaut. Hans Schellhorn schuf die beiden Skulpturen, die die Seebrücke zu "bewachen" scheinen.
1913 begründet Weißensee seinen Ruf als Filmstadt. In der Franz-Josef-Straße - heute Liebermannstraße - richten die Continental Kunstfilm GmbH, die Pathe-Freres GmbH und die Vitascope Gesellschaft Filmateliers ein. Zwischen 1913 und 1928 wurden in Weißensee 49 Filme gedreht, darunter "Der Hund von Baskerville" (1914 und "Das Cabinet des Dr. Caligari" (1919). In "Tragödie der Liebe" (1923) steht Marlene Dietrich zum ersten Mal vor der Kamera.